Ein Stausee, der nie verwirklicht wurde 
Foto: Arweck Ein
Modell des geplanten Stausees (im Hintergrund), das heute noch im Feuerwehrhaus in
Auerkiel steht; im Vordergrund ist Teisnach mit der Papierfabrik zu erkennen. -
Er hätte den
Tourismus ankurbeln, die Wirtschaftskraft der Gemeinde stärken und viel Strom erzeugen
sollen: der geplante Stausee zwischen Teisnach und Böbrach, der nie Wirklichkeit geworden
ist. 50 Jahre ist das jetzt her. Nach den seinerzeitigen Plänen der Energieversorgung
Ostbayern AG (OBAG) wäre im Gebiet von Auerkiel ein riesiger See angestaut worden, mit
dessen Wasser ein Wasserkraftwerk bei Gumpenried betrieben worden wäre. Etwa ab 1962/63
hätte das Werk seinen Betrieb aufgenommen. In den Jahren zuvor waren die dafür
notwendigen Grundstücke aufgekauft und die Vorbereitungen vorangetrieben worden, doch
wurde der Plan von der OBAG schließlich fallen gelassen.
Es war im Oktober
1956, als im Gemeindegebiet von Böbrach, und zwar beim Ortsteil Gstaudach am Rothbach
sowie entlang des Regens von Auerkiel bis zur Papierfabrik Teisnach, Untersuchungen für
die Schaffung einer Staustufe nach Plänen der OBAG vorgenommen wurden. Es bestand der
Plan, unterhalb der Einmündung des Rothbaches in den Schwarzen Regen eine Staumauer bis
zu einer Höhe von 50 Meter zu errichten. Dadurch sollte ein Wasserspeicher in einer
Größe von vier Quadratkilometer mit einer Wassermenge von 30 bis 40 Millionen Kubikmeter
entstehen.
Geplant war eine
50Meter hohe Staumauer
Das
Interessanteste des Projektes wäre aber ein etwa drei Kilometer langer Stollen gewesen,
der vom Staudamm unter dem Regen hindurch bis in die Nähe von Gumpenried führen sollte,
wo das eigentliche Kraftwerk vorgesehen war. Dadurch würde ein Gefälle von 100 Metern
erreicht werden, das neben der Wassermenge die wichtigste Voraussetzung für die
Energieerzeugung darstellte.
Zur gleichen Zeit
war der Grundstückmakler Maier aus Hofkirchen unterwegs, um Grundstücke sowie
Bauernhöfe aufzukaufen, die dem Stausee weichen müssten (beginnend in Kronhammer am
dortigen Rothbach). Nach den planmäßigen Vermessungen würden durch die Staustufe 33
Anwesen in den Ortsteilen Unterauerkiel, Meindlgrub, Kronhammer und Gstaudach betroffen,
1000 Tagwerk Grund würden unter Wasser verschwinden.
Als erstes kaufte
Makler Maier das Anwesen Hammermühle auf, dann die weiteren Anwesen in Kronhammer. Bis
Mitte März 1957 waren bereits ein Dutzend Grundablösungen durchgeführt, bis Ende 1961
waren außer der Hammermühle und neun weiteren Anwesen in Kronhammer zwei Anwesen in
Haidsberg, vier in Gstaudach, zwei in Unterauerkiel und drei in Oberauerkiel abgelöst.
Die Häuser
wurden abgerissen, Waldstücke teilweise abgeholzt. Außerdem wurden zahlreiche weitere
Grundstücke gekauft. Den Familien wurden Ersatzgrundstücke in umliegenden Gemeinden
angeboten. Andere wollten innerhalb der Gemeinde Böbrach bleiben. Der seinerzeitige
Chronist für die Gemeinde, Hauptlehrer Josef Geier, vermerkte zu den Haus- und
Grundstücksverkäufen: "Es muss verwundern, wie schnell manche bereit waren, ihre
angestammte Heimat zu verlassen."
Es gab auch
Widerstand
Allerdings waren
nicht alle vom Stauseeprojekt und damit von der Grundablösung betroffenen Familien
begeistert. So gab es auch Widerstand. Sie wollten ihre Heimat nicht verlassen. Gegen eine
Ablösung erfolgreich gewehrt hatte sich zum Beispiel Xaver Ebner, der damalige
Eigentümer der Böbrachmühle.
Plötzlich
herrschte Stillstand in den Planungen. Nach einer ersten Phase von Grundablösungen wurde
bekannt, dass eine Realisierung des Projektes wieder fraglich geworden sei. Vom
technischen Leiter der OBAG in Regensburg, Dr. Jansen, war damals zu erfahren, dass der
Bau erst in etwa drei Jahren beginnen dürfte und ein Rückstau des Flusses allenfalls in
vier bis fünf Jahren. Die Kreisgeschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbandes,
Viechtach, hatte dazu seinerzeit bemerkt, dass kein Grund für eine möglichst schnelle
Ablösung der Grundstücke vorliege.
Seitens der OBAG
waren rund drei Millionen Mark in Grundstückskäufe und andere Ablöseprojekte investiert
worden, allerdings wurde das Projekt Stausee niemals verwirklicht. Einer der Gründe
dürfte die beginnende Diskussion um den Bau von Atomkraftwerken zur Stromgewinnung
gewesen sein. Doch die Häuser und Höfe waren abgebrochen, die Grundstücke verkauft.
Einige der vormaligen Besitzer nahmen das Angebot der OBAG zum Rückkauf ihrer
Grundstücke an und siedelten sich wieder an. Andere verblieben in ihrer neuen Heimat.
Quelle:
Viechtacher Bayerwald Bote
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