"Wolfauslassen" -
Brauchtum im Bayerischen Wald
Auch
heute treffen sich Jahr für Jahr am Abend vor Martini (11. November) die Jugendlichen des
Dorfes oder der Gemeinde, um diesen Brauch zu pflegen. Dazu schnallen Sie sich bis zu 40
kg schwere Glocken um die Hüfte oder um die Schultern und ziehen in Reih und Glied von
Haus zu Haus. Der Anführer dieser Gruppe nennt man den Hi(a)rta, die gesamte
Gruppe heißt Wolf. Der Wolf marschiert hinter seinem Hirten her von Haus zu
Haus. Vor jeder Haustür wird kräftig geläutet, bis der Hausherr die Tür öffnet. Dann
hebt der Hirte seinen Stock und gibt damit den Befehl zum Aufhören des Geläutes. Jeder
muss jetzt ganz still sein, denn der Hirte sagt nun seinen Hirtenspruch auf (siehe unten).
Nach dem Spruch wird wieder geläutet und der Hausherr gibt dem Hirten das
Hirtengeld.

Bärmannsrieder Gruppe bei "Wolfauslassen"
Hirtenspruch
(im niederbayerischen Dialekt)
Kimmt da
Hirt mit seiner Giart;
hod des Johr mid Freid ausghiart;
27 bis 28 Wocha is woi a lange Zeit;
hod se da Hirta scho lang am Martinidog gfreid;
gsprunga is a über grouße Gram;
das erm da Dreeg oigruna is über d´Waal;
das hoißts da Hirta is a faula Kaarl;
kann e kam scheißn über seine grumma Waal;
kimmt da Hoam, steht a blaue Supp´n in da Rean;
de muss a begean;
sogtda wos von am bessan Essen;
hautna Bairin ei ind Fressen;
sogt da wos vo am druckan Ko;
haut na da Bauer zam afs Lo;
Derf der Herr in Kamma springa;
und an Zehna fiara bringa;
a Zehna is no a weng zweng;
ghert a gscheids Stickal Broad a dazua;
mit der Leberwurst dastocha
mit der Bluadwurst daschlogn;
haue mei Ruatn am Disch, das wissts, das moagn Martinidog is!
Ruf des Hirten
zur Gruppe (Wolf):
Hirte:
Buama?
Gruppe: Jo!
Hirte:
Seids oisam do?
Gruppe:
Jo!
Hirte: Geht koana mehr oh?
Gruppe: Na!
Hirte: Riegelts engg!
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